Der Wahlkampf wird kurz und ungemütlich – nicht nur, weil er in der kalten Jahreszeit stattfindet. Einen Vorgeschmack liefern SPD und FDP. Nach Recherchen von „Zeit“ und „Süddeutscher Zeitung“ sollen die Liberalen den Ampel-Bruch wochenlang akribisch geplant haben. Codename: „Operation D-Day“.
Man kann sich vorstellen, wie der Erfinder des Wortspiels flachsend durch die Flure des Hans-Dietrich-Genscher-Hauses gelaufen ist. Die FDP, die das Land von der ungeliebten Ampel-Koalition befreit – so wie die Alliierten im Zweiten Weltkrieg Nazi-Deutschland von Hitler. Dumm nur, wenn so etwas öffentlich wird. Denn selbstredend ist es Verharmlosung der Nazi-Diktatur, eine historische Unverschämtheit und zeugt vom Größenwahn, der in Teilen der FDP vorherrscht.
Die SPD nutzte die Steilvorlage prompt: „Verantwortung als Fremdwort, Bösartigkeit als Methode“, keilte etwa Bundesarbeitsminister Hubertus Heil. Nicht nur in der SPD, auch im Netz wurde FDP-Chef Christian Lindner harsch angegangen. Tenor: Der letzte Rest an Glaubwürdigkeit ist verspielt. Und Lindner selbst? Er reagierte kühl. „Wo ist die Nachricht?“, blaffte er.
Nachrichten gibt es einige: die Wortwahl des Projekts, die Detailtiefe der Planungen – und dass die FDP ein Problem mit Maulwürfen hat, die das alles kolportieren. Die Überraschung ist dennoch aufgesetzt. Natürlich hat sich die FDP-Spitze auf Szenarien vorbereitet. Die fortwährenden Provokationen gegen die Koalitionspartner zielten seit Wochen sichtbar in Richtung Ampel-Aus. Nach außen staatstragend auftreten, nach innen knallharte Parteipolitik verfolgen – das mag man verlogen finden. Die FDP hat das aber nicht exklusiv. Es ist politischer Alltag.
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