Die vergangenen zehn Jahre Eurovision Song Contest (ESC) sind aus deutscher Sicht eine Statistik des Grauens. Seit 2015 gab es viermal den letzten und dreimal den vorletzten Platz. Der federführende Norddeutsche Rundfunk (NDR) verstieg sich nach den Pleiten der vergangenen Jahre zum Teil in abenteuerlichen Theorien: Die Gründe des Scheiterns seien politisch, der – musikalisch doch gar nicht so schlechte – deutsche ESC-Beitrag bekomme dafür die Quittung, dass Merkel und Schäuble wegen ihrer Politik in Rest-Europa so unbeliebt seien.
Inzwischen hat sich beim NDR ein neuer Realismus Bahn gebrochen: So geht es nicht weiter, ohne externe Expertise fahren wir das Projekt ESC wieder und wieder vor die Wand. Da passt es gut, dass der Experte von draußen – Stefan Raab – gerade aus dem Show-Ruhestand zurückgekehrt ist. Nun werden Öffentlich-Rechtliche und Private (Raabs neuer Haussender RTL) in vier Liveshows den deutschen Teilnehmer oder die Teilnehmerin für Basel 2025 ermitteln, 15 Jahre nach „Unser Star für Oslo“ (USFO). Damals wurden ARD und ProSieben bekanntlich fündig und entdeckten unter Raabs Federführung eine gewisse Lena Meyer-Landrut. Der Rest ist ESC-Geschichte.
Bei allen Vorbehalten gegenüber Raab: In seiner Rolle als Juror und Talentscout ist der Musik-Enthusiast eine angenehme Erscheinung. USFO hat Maßstäbe gesetzt gegen den ekligen Sozialdarwinismus von „Deutschland sucht den Superstar“. Nachwuchskünstler pfleglich behandeln und sie nicht hämisch niedermachen: Ob dieses Konzept noch ein Mal die deutsche ESC-Misere beenden kann, wissen nur Hellseher. Aber einen Versuch ist es wert. Schließlich kann es nur besser werden.
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