Der Kölner Sozialethiker Elmar Nass hat Unternehmen vor „langfristigen Gefahren“ bei Investitionen in der Volksrepublik China und Geschäftsbeziehungen dorthin gewarnt und empfohlen, die von den G7 formulierten Ideen des „De-Risking“ und ihre Begründung ernst zu nehmen. „Das heißt: Abhängigkeiten müssen reduziert, Lieferketten gesichert werden“, sagte Nass der Kölnischen Rundschau (Dienstagausgabe): „Technologieentwicklung sollte nicht weiter nach China verlagert werden, sondern umgekehrt stärker wieder hierzulande vorgenommen werden.“
Die Hoffnung auf Wandel durch Handel sei gescheitert, meinte Nass. Vielmehr schicke das chinesische Regime „überzeugte Kader in den Westen, die hier nützliches Wissen zu Wirtschaft und Gesellschaft abschöpfen“. Der chinesische Präsident Xi Jinping biege Begriffe wie Menschenrechte, Demokratie, Rechtsstaat, Freiheit oder Frieden „im Sinne des chinesischen Marxismus“ um, so seien Menschenrechte für ihn keine individuellen Ansprüche, sondern kollektive Aufgaben, die der Staat übernehme. Wer im China-Geschäft Gewinne machen wolle, müsse sich jeder Kritik an der Staats- und Parteiführung enthalten. „Und noch mehr: Der zunehmende Einfluss chinesischer Konzerne bei uns verändert hierzulande die Compliance, das Verständnis von Mensch, Verantwortung, Kommunikation, Motivation und Kontrolle.“ Konkret rief Nass den VW-Konzern auf, sich aus dem „moralischen Dilemma“ seiner Abhängigkeit von China zu befreien. „Das Versprechen, Menschenrechte im eigenen Unternehmen dort einzuhalten, bietet diese Befreiung nicht. Denn der politische Maulkorb ist damit nicht vom Tisch“, sagte der an der Kölner Hochschule für katholische Theologie lehrende Wissenschaftler.
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