Die Finanzen der gesetzlichen Krankenkassen stehen unter Druck. Für das kommende Jahr fehlen ihnen 46 Milliarden Euro, die durch Zusatzbeiträge oder Steuerzuschüsse ausgeglichen werden müssen, wie eine aktuelle Berechnung von Deloitte zeigt. Eine Unterdeckung in dieser Größenordnung hätte für die Versicherten und Arbeitgeber in Summe einen durchschnittlichen Zusatzbeitrag von 2,5 Prozent ab 2025 zur Folge und damit deutlich mehr als in diesem Jahr (durchschnittlich 1,7 Prozent). Den Zusatzbeitrag können die Krankenkassen zusätzlich zum gesetzlich festgeschriebenen allgemeinen Beitragssatz erheben und in der Höhe selbst festlegen.
Die Gründe für die Finanzlücke sind vor allem steigende Ausgaben, die auf die geplante Krankenhaus-Reform sowie die Gesetze zur Gesundheitsversorgung und Medizinforschung zurückgehen. Hinzu kommen höhere Arzneimittelpreise. „Dass eine Erhöhung des Zusatzbeitrags um 0,8 Prozentpunkte innerhalb nur eines Jahres nötig ist, zeigt die prekäre Lage der GKV-Finanzen“, sagt Dr. Gregor-Konstantin Elbel, verantwortlicher Partner für den Bereich der Kostenträger und Kassen bei Deloitte. „Zum Vergleich: So stark sind die Beiträge inklusive der Zusatzbeiträge insgesamt über die vergangenen zwölf Jahre gestiegen.“
Die Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben der gesetzlichen Kassen geht im kommenden Jahr weiter auf. Für 2025 kann der staatliche Gesundheitsfonds, in dem die Beiträge von Arbeitgebern, Versicherten und Sozialversicherungsträgern sowie der Zuschuss des Bundes zusammenfließen, nach Deloitte-Berechnungen zwar mit höheren Einnahmen rechnen (plus 3,2 Prozent). Doch das reicht nicht, um die steigenden Ausgaben der Kassen zu decken (plus 5,4 Prozent). „Eine Anpassung der staatlichen Zuschüsse ist im Haushalt nicht vorgesehen und so wird es nicht ohne höhere Beiträge für die Versicherten und Arbeitgeber gehen“, sagt Elbel.
Alternde Gesellschaft und teure Therapien treiben Kosten
Langfristig wird die Lücke für die gesetzlichen Kassen deutlich größer werden. Lag die Unterdeckung im vergangenen Jahr noch bei rund 24 Milliarden Euro, so wird sie nach Deloitte-Berechnungen bis 2050 auf mindestens 380 Milliarden Euro steigen. Während die Einnahmen bis 2050 um durchschnittlich drei Prozent pro Jahr wachsen, werden die Ausgaben um 4,5 Prozent oder mehr zunehmen. „Damit fehlt den Kassen 2050 ein Betrag von etwa einem Zehntel der Wertschöpfung in Deutschland – in einem konservativ gerechneten Szenario“, sagt Elbel.
Geht man davon aus, dass nicht nur die alternde Gesellschaft in Deutschland die Kosten steigen lässt, sondern auch innovative Therapien zur Behandlung von Alzheimer oder Fettleibigkeit („Abnehmspritzen“) sowie individualisierte Zell- und Gentherapien, liegt die Unterdeckung nach Deloitte-Berechnungen bei rund 590 Milliarden Euro. „Der Fokus muss jetzt auf Kostendämpfung, Effizienz und dem Abbau versicherungsfremder Leistungen liegen“, sagt Elbel. „Doch es zeigt sich: Das System ist nicht mehr finanzierbar. Eine Unterdeckung in dieser Größenordnung können die Krankenkassen, Krankenhäuser und Ärzte nicht alleine lösen. Es ist an der Zeit, verlässliche Rahmenbedingungen für Investitionen in medizinische Qualität und Effizienz zu schaffen.“
Für die Prognose wurden demografische und makroökonomische Entwicklungen ebenso modelliert wie der medizinisch-technische Fortschritt. Die langfristige Entwicklung der Gesundheitsfinanzen wird in zwei Szenarien betrachtet: Das Basisszenario geht von Therapiekosten aus, die sich ähnlich entwickeln wie in der Vergangenheit. Das Innovations-Szenario berücksichtigt, dass die Kosten durch innovative Behandlungen wie Zell- und Gentherapien deutlich stärker steigen. In beiden Fällen kombiniert das Modell altersspezifische Gesundheitsausgaben und makroökonomische Daten. In die aktuelle Berechnung sind Daten bis September 2024 eingeflossen.
Hier finden Sie die vollständige Berechnung mit dem Titel „Neue Einblicke in die Finanzkrise der GKV bis 2050“.
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