Mit einer kämpferischen Rede hat Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, am heutigen Mittwoch den Deutschen Apothekertag in München eröffnet. Overwiening sprach sich deutlich gegen die aktuellen Pläne des Bundesgesundheitsministeriums aus, nach denen es in vielen Apotheken keine Apothekerinnen und Apotheker mehr geben soll. Die ABDA-Präsidentin forderte die Bundesregierung zudem mehrfach auf, die Kompetenzen der Pharmazeutinnen und Pharmazeuten mehr in die Versorgung einzubinden. „Statt weniger, mehr Pharmazie wagen! Gesundheit braucht mehr Apothekerinnen und Apotheker“, so Overwiening. „Das Vorhaben, die Apotheke vor Ort zu einer reinen Arzneimittel-Abgabestelle zu degradieren, wird von niemandem gewollt. Wer Gesundheitspolitik gegen die Apotheken vor Ort macht, macht Politik gegen die Menschen!“, sagte die ABDA-Präsidentin. Sie wies darauf hin, dass in vielen Ländern derzeit Gesetze verabschiedet werden, mit denen die Kompetenzen der Apothekerinnen und Apotheker ausgebaut werden. Overwiening: „Dort hat Politik erkannt, dass in immer älter werdenden Gesellschaften der heilberufliche Beratungsbedarf steigt. Hinzu kommen der medizinische Fortschritt und Neuerungen im Bereich der Digitalisierung. Insbesondere älteren und kranken Menschen müssen digitale Anwendungen, wie beispielsweise die elektronische Patientenakte oder das E-Rezept – aber auch neue, innovative Arzneimittel und Therapien – intensiv, geduldig, sensibel und kompetent nähergebracht werden. Das sind Prognosen, die eigentlich erfordern, dass Politik gemeinsam mit uns die Rolle von Apothekerinnen und Apothekern in der Versorgung weiterentwickelt, stärkt und ausweitet.“
Overwiening ging in ihrer Rede außerdem auf die wirtschaftliche Schieflage der Apotheken und die dringend erforderliche Honoraranpassung ein. Sie kündigte an, im Dezember 2024 erneut für das Amt der ABDA-Präsidentin zu kandidieren.
Zuvor hatten sich Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach und Judith Gerlach, Bayerische Staatsministerin für Gesundheit, Pflege und Prävention, in Grußworten an die Delegierten des Deutschen Apothekertages gerichtet. Lauterbach führte in seiner Rede unter anderem aus, dass er an dem geplanten Apothekenreformgesetz festhalten wolle. Der weiterhin bestehende Beratungsbedarf gehe auch auf die anhaltenden Proteste der Apothekerschaft zurück. Er achte die Apothekerschaft als Leistungserbringer und sehe in den Apotheken Anlaufstellen für Impfungen oder Präventionsleistungen. Auch um die elektronische Patientenakte einzuführen und diese den Patientinnen und Patienten nahezubringen, setze er auf die Apotheken, so Lauterbach. Allerdings halte er an seinen Plänen fest, die apothekerliche Präsenzpflicht abzuschaffen.
Bayerns Gesundheitsministerin Gerlach sprach sich dafür aus, dass Reformen im Schulterschluss zwischen Bundesgesundheitsministerium, den Bundesländern und der Apothekerschaft erarbeitet werden sollten. Sie sieht es kritisch, dass der Bundesgesundheitsminister das funktionierende Apothekensystem austrocknen ließe. Ihr Fazit: Die Apotheken funktionieren und werden von Patientinnen und Patienten hochgeschätzt.
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