Fachkräftemangel ist auch in der Pharmaindustrie ein großes Thema, sagt Han Steutel, Präsident des Verbands forschender Pharma-Unternehmen (vfa) in Berlin, im Gespräch mit dem Gesundheitsmagazin „Apotheken Umschau“. Vor allem die Bereiche klinische Forschung und Produktion erforderten die Expertise von Fachkräften vor Ort, so Steutel.
„Deutschland kann zu bürokratisch sein“
Der Pharmabranchen-Chef unterstreicht die Bedeutung der Zuwanderung von Fachkräften für die forschenden pharmazeutischen Unternehmen. Im Gegensatz zu Nachahmerprodukten, die häufig im Ausland produziert werden, wurden beispielsweise mRNA-Impfstoffe in Deutschland gefertigt. „Eines unserer Verbandsmitglieder hat dafür in Portugal nach Fachkräften gesucht“, berichtet Steutel. „Es wäre auch nicht möglich, alle nötigen Fachkräfte in Deutschland zu finden: Wir müssen im Ausland werben.“
Doch da gibt es Schwierigkeiten: „Deutschland kann zu bürokratisch sein. Und die Anerkennung von Abschlüssen aus Nicht-EU-Ländern dauert zu lange.“ Viele Firmen wollten in Deutschland investieren, sagt Steutel. Doch die brauchen Fachkräfte, die man ohne Hürden rasch hierherholen müsse. Immerhin hätten Bundesregierung und CDU/CSU verstanden, welche Bedeutung die forschende Pharmaindustrie für die deutsche Volkswirtschaft habe, so der vfa-Präsident.
„Ohne Zuwanderung ist der Wohlstand in Gefahr“
Ein großes Problem sind auch rassistische Anfeindungen, die Fachkräfte aus dem Ausland hierzulande erleben. „Anfeindungen schaden Deutschlands Ruf, sind kontraproduktiv für den Standort – und beschämen mich persönlich“, sagt Han Steutel. Diese rassistischen Aktionen kommen zwar von einer kleinen, aber rabiaten Minderheit der Bevölkerung und Politik, so die Erfahrung des vfa-Präsidenten. Er macht deutlich: „Deutschland braucht für die Wirtschaft etwa 400.000 Zugewanderte. Ohne die ist unser Wohlstand in Gefahr. Das haben viele Menschen in Deutschland verstanden. Aber leider noch nicht alle.“
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