1982 gewann die Schlagersängerin Nicole den Eurovision Song Contest mit „Ein bisschen Frieden“. Darüber machten sich viele lustig, es klang auch zu bescheuert: „Ein bisschen Frieden, ein bisschen Träumen / Und dass die Menschen nicht so oft weinen“. Die Punk-Disco-Band DAF veröffentlichte daraufhin das Lied „Ein bisschen Krieg“ mit dem Refrain: „Wir wollen in den Krieg / wir kennen ihn noch nicht“. Das war ironisch gemeint.
Heute soll aus diesem Spaß Ernst werden. „Frieden“ ist das neue Schimpfwort. Wer dafür ist, gilt als naiv, manipuliert und gefährlich. Denn man soll das Land verteidigen, auch wenn es nicht angegriffen wird. Noch nicht, sagt die Regierung, bleibt aber vage. Dann kriegen die Menschen mehr Angst. Und verlangen nach Sicherheit. Das ist kein Schimpfwort, das ist die Magie der Rüstungsindustrie.
Deshalb soll das Land „kriegstüchtig“ werden: die Schulen, die Krankenhäuser und das Militär. Die Armee bleibt die Schule des Blöden. Gleich nachdem Russland die Ukraine überfallen hatte, schworen in linksliberalen Medien Journalisten, sie hätten früher den Kriegsdienst verweigert, würden das aber nie wieder tun. Nun rufen in diesen Medien junge Männer: „Zu den Waffen, Genossen“ oder „Wenn ich kämpfe, dann für Europa“. Das nennen sie „Realismus“. Linkspartei-Politiker regen an, ein „realistisches“ Verhältnis zur Nato zu entwickeln. Danach können sie den Laden endgültig zumachen.
„>Schwere ZeitenWie sich’s trifftOhne SorgeIn Gottes Namen< sagen die Träger zum Sarg", dichtete Erich Fried vor langer Zeit. Am Donnerstag haben 30 000 Menschen für den Frieden demonstriert. "Ein bisschen Frieden" gibt es so wenig wie "ein bisschen Krieg", nur entweder oder.
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