Eine Bodenoffensive israelischer Streitkräfte im Süden des Libanon könnte verheerende Folgen für Kinder haben, warnt Save the Children. Sie sind in akuter Gefahr, getötet, verletzt oder traumatisiert zu werden.
Die Kinderrechtsorganisation fordert einen sofortigen Waffenstillstand, sicheren Zugang für humanitäre Hilfe und den Schutz von Zivilist*innen gemäß den Verpflichtungen nach dem humanitären Völkerrecht.
„Kinder und Eltern im ganzen Libanon beobachten die Ereignisse der vergangenen Stunden mit blankem Entsetzen“, sagt Jennifer Moorehead, Länderdirektorin von Save the Children im Libanon. „Sie haben panische Angst vor dem, was als Nächstes passiert. Die Gewalt ist ja nicht nur im Süden eskaliert; in den letzten Tagen gab es auch in Beirut wiederholt Angriffe. Im Libanon ist es nirgendwo sicher. Eltern bemühen sich, ihre Kinder von den Kämpfen wegzubringen. Doch selbst wenn sie überleben, werden sie noch jahrelang unter den schwerwiegenden Folgen leiden – körperlich und seelisch. Die Hauptlast dieses Konflikts tragen wie so oft die Kinder. Das muss aufhören.“
Rund 60.000 Kinder sind in den vergangenen Tagen außerdem aus dem Libanon nach Syrien geflohen. Viele leiden unter Dehydrierung und Erschöpfung. Laut UN-Angaben sind seit dem 24. September etwa 100.000 Menschen – 60 Prozent Syrer*innen und 40 Prozent Libanes*innen – in das Nachbarland gekommen. Schätzungen zufolge wurden durch die Gewalt etwa eine Million Menschen vertrieben; das ist fast ein Fünftel der Bevölkerung des Libanon.
An den Grenzübergängen drängen sich die Menschen, vor allem Kinder, Frauen und Menschen mit Behinderung, die darauf warten, nach Syrien zu gelangen. Viele weitere nutzen vermutlich inoffizielle Übergänge. Der Grenzübergang Jdeidet Yabous wurde beschädigt. Auch über Luftangriffe in ländlichen Gebieten von Damaskus und Homs gibt es Berichte. Dort hatten viele Menschen Zuflucht gesucht.
„Die Kinder ertragen einfach nicht noch mehr“, sagt Rasha Muhrez, Leiterin der Syrienhilfe von Save the Children. „Sie mussten aus ihren Häusern fliehen. Einige waren gezwungen, stundenlang zu laufen, nur um eine Grenze zu erreichen, an der es ebenfalls gefährlich ist. Die Menschen fliehen aus dem Libanon und kommen in ein Land, in dem die Grundversorgung nach 14 Jahren Konflikt nahezu zusammengebrochen sind. Die humanitäre Krise in Syrien hat ohnehin schon einen Höhepunkt erreicht, und nun wird es auch noch in diese Eskalationen hineingezogen. Alle Seiten müssen deeskalieren. Jeder weitere Tag gefährdet mehr Leben.“
Mehr als 16 Millionen Menschen in Syrien – 45 Prozent von ihnen Kinder – brauchen humanitäre Hilfe, während die Mittel hierfür immer knapper werden. Der Libanon beherbergt rund 1,5 Millionen Syrer*innen, die vor dem Konflikt in ihrer Heimat geflohen sind.
Im Libanon ist Save the Children seit 1953 tätig. Nun wurde die Nothilfe im ganzen Land auf 70 Unterkünfte für Geflüchtete ausgeweitet. Bereits seit Oktober 2023 unterstützt die Organisation vertriebene libanesische, syrische und palästinensische Kinder und Familien. 71.000 Menschen – darunter 31.000 Kinder – erhielten Bargeld, Decken, Matratzen, Kissen, Lebensmittelpakete, Wasserflaschen und Hygieneartikel.
In Syrien arbeitet Save the Children seit 2012 und hat bis heute über 8,3 Millionen Menschen geholfen, darunter mehr als vier Millionen Kindern. Die Programme kombinieren Nothilfe mit Maßnahmen zur Wiederherstellung grundlegender Dienstleistungen, darunter Bildung, Ernährungssicherheit, Wasser- und Sanitärversorgung sowie Hygiene.
Über Save the Children
Im Nachkriegsjahr 1919 gründete die britische Sozialreformerin und Kinderrechtlerin Eglantyne Jebb Save the Children, um Kinder in Deutschland und Österreich vor dem Hungertod zu retten. Heute ist die inzwischen größte unabhängige Kinderrechtsorganisation der Welt in rund 120 Ländern tätig. Save the Children setzt sich ein für Kinder in Kriegen, Konflikten und Katastrophen. Für eine Welt, die die Rechte der Kinder achtet, in der alle Kinder gesund und sicher leben sowie frei und selbstbestimmt aufwachsen und lernen können – seit über 100 Jahren.
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