Der Konflikt im Sudan hat sich in den vergangenen Wochen erheblich verschärft. In Teilen des Landes hat die Gewalt durch Luftangriffe und Artilleriebeschuss ein siebenmonatiges Hoch erreicht, zeigen neue Zahlen von Save the Children. Über zwei Drittel der Vorfälle im letzten Monat wurden in Khartum und Nord-Darfur gemeldet, wo seit Beginn des Krieges mehr als 1,6 Millionen Menschen vertrieben wurden, darunter über 850.000 Kinder.
„Der unerbittliche Konflikt, Vertreibungen und die Behinderung der Hilfslieferungen im Sudan haben ein katastrophales Maß erreicht. Das Leben von Hunderttausenden ist bedroht, und Kinder sind besonders gefährdet“, warnt Mohamed Abdiladif, Interims-Länderdirektor von Save the Children im Sudan. „Regionen, die früher die Kornkammern des Landes waren, wie Khartum und Darfur, sind heute Kampfzonen. Millionen Menschen stehen kurz vor einer Hungersnot, im Zamzam-Camp in Nord-Darfur ist eine Hungersnot nach Einschätzung der Vereinten Nationen bereits gegeben und landesweit hört man von katastrophalen Zuständen. Um eine weitere Verschlimmerung der Lage zu verhindern und Leben zu retten, ist es unerlässlich, dass alle Parteien einen ungehinderten, sicheren Zugang für humanitäre Hilfe ermöglichen.“
Save the Children analysierte die vom Armed Conflict Location and Event Data Project ( ACLED) zwischen dem 6. Januar und 13. September 2024 verzeichneten Gewalttaten im ganzen Land. Demnach wurden über 422 Vorfälle politischer Gewalt in den letzten vier Wochen gemeldet – ein Anstieg von 33 Prozent gegenüber dem Vormonat und die höchste Zahl seit Februar. Insgesamt wurden in diesem Jahr jeden Monat mindestens 300 gewalttätige Vorfälle gemeldet. In Khartum verzeichnete ACLED allein im August 110 Artillerieangriffe – die höchste Zahl seit Januar in der Hauptstadt.
Besonders betroffen sind Kinder sowie zivile Einrichtungen, auf die Kinder angewiesen sind. Am 8. August wurden bei einem Artillerieangriff im Gebiet Wd Al Bakhit in Khartum zwei Kinder verletzt. Zwei Tage später wurde in einer benachbarten Region eine Kindertagesstätte getroffen. Am 27. August wurden Kinder aus Um Marrahi Masaid im Bundesstaat al-Jazirah entführt und Lösegeld gefordert. Weitere Gewalttaten führten zur Zerstörung von Schulen, Kinderkrankenhäusern sowie Gesundheitszentren zur Behandlung von Mangelernährung.
Anlässlich der Generaldebatte der UN-Vollversammlung gab das Forum der internationalen Nichtregierungsorganisationen (INGO) im Sudan – eine Gruppe von im Land tätigen INGOs, darunter Save the Children – eine Stellungnahme ab. Darin fordert es die internationale Gemeinschaft auf, den Druck auf die Konfliktparteien zu erhöhen, um den sofortigen Zugang für humanitäre Helfende zu ermöglichen. Außerdem sollen Mechanismen zum Schutz der Zivilbevölkerung und der wichtigen Infrastruktur eingerichtet und die Finanzhilfen für betroffene Gemeinden erhöht werden.
Save the Children ist seit 1983 im Sudan tätig. In Khartum unterstützt die Kinderrechtsorganisation unter anderem zwei Gesundheitseinrichtungen mit Medikamenten und medizinischem Personal und stellt Familien Bargeld zur Verfügung. In Nord-Darfur führt sie Projekte in den Bereichen Kinderschutz, Gesundheit und Ernährung durch und unterstützt mit Bargeldhilfen. Außerdem ist Save the Children für Geflüchtete aus dem Sudan in Ägypten und im Südsudan im Einsatz.
Hinweise für die Redaktion:
- Save the Children analysierte die ACLED-Daten in vierwöchigen Zeiträumen, beginnend mit der ersten vollständigen Datenwoche des Jahres 2024 (Stand 19. September).
- Seit Ausbruch des Konflikts im April 2023 sind über 10 Millionen Menschen auf der Flucht. Von der derzeit größten Binnenvertriebenenkrise der Welt sind mehr als fünf Millionen Kinder betroffen. Mehr als 20.171 Menschen wurden getötet, darunter auch Kinder.
- Landesweit sind mehr als 25,6 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Die Intensivierung der Kämpfe, Überschwemmungen und Krankheiten verschärfen die Nahrungsmittelknappheit. In Khartum benötigen laut einer Erhebung des Welternährungsprogramms über 80 Prozent der Menschen in Notunterkünften dringend humanitäre Hilfe.
Über Save the Children
Im Nachkriegsjahr 1919 gründete die britische Sozialreformerin und Kinderrechtlerin Eglantyne Jebb Save the Children, um Kinder in Deutschland und Österreich vor dem Hungertod zu retten. Heute ist die inzwischen größte unabhängige Kinderrechtsorganisation der Welt in rund 120 Ländern tätig. Save the Children setzt sich ein für Kinder in Kriegen, Konflikten und Katastrophen. Für eine Welt, die die Rechte der Kinder achtet, in der alle Kinder gesund und sicher leben sowie frei und selbstbestimmt aufwachsen und lernen können – seit über 100 Jahren.
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