Die Jury des Global Peace Photo Awards wählte aus 21220 Einreichungen aus 112 Ländern die Arbeit „Dreams of Childhood“ der mexikanisch-britischen Künstlerin Elisa L. Iannacone aus.
23. September 2024. Am Abend wurden zum zwölften Mal die Gewinner:innen des internationalen Fotowettbewerbs Global Peace Photo Award im Österreichischen Parlament mit der Alfred-Fried-Friedensmedaille ausgezeichnet.
Die Keynote des Abends hielt Rosa Logar, Gründungsmitglied von WILPF- Women’s International League for Peace and Freedom Austria.
Preisträger:innen des Global Peace Photo Awards 2024
Elisa Iannacone aus Großbritannien / Mexiko für „Dreams of Childhood“.
Danila Tkachenko aus Russland / Italien für „Inversion“.
Maryam Saeedpoor aus dem Iran für „Women, Life, Freedom“.
In der Kategorie für Einzelbilder
Antonio Aragón Renuncio aus Spanien für „The Dancer“.
In der Kinderkategorie
Daria Heß aus Deutschland für „Happiness“.
Download der Siegerbilder
In seiner Begrüßung betonte Wolfgang Sobotka, der Präsident des Österreichischen Nationalrates, die außergewöhnliche Zusammenarbeit mit dem Global Peace Photo Award und wie wichtig es ist, in diesen Zeiten dem Frieden ein Forum zu bieten. Was Konflikte generell betrifft, werde es nur im Dialog gelingen, diese zu überwinden, so der Nationalratspräsident. Der Rahmen dafür könne nur eine liberale Demokratie sein, die die unterschiedlichen Standpunkte ohne auszugrenzen mit Klarheit zu beantworten wisse. Aus Sicht von Sobotka ließen die Global Peace Photo Awards das Thema Frieden in das tägliche Leben einfließen, indem Fotograf:innen ausgezeichnet würden, die mit der Linse „den Finger in die Wunde gelegt“ haben.
Dieses Bekenntnis ist im Österreichischen Parlament deutlich sichtbar. Die Bilder der Preisträger:innen werden im Auditorium für jeweils ein Jahr gezeigt. Das ist jener Raum, in dem vorwiegend die Pressekonferenzen stattfinden.
Der mit 7.000 Euro dotierte Hauptpreis „Peace Image of the Year 2024“ ging an die mexikanisch-britische Künstlerin Elisa L. Iannacone.
Sie leiden unter Nierenkrankheiten oder warten auf eine Herztransplantation: kleine Patienten im Nelson Mandela Kinderhospital, Südafrika. Freiheit, Unbeschwertheit, Spaß – vieles, was Kindheit zu Kindheit machen kann, haben sie nicht. Aber doch bestimmte Sehnsüchte, Wünsche, Träume. Nur: Wie sie zum Ausdruck bringen?
Die Multimedia-Künstlerin Elisa L. Iannacone wusste eine zauberhafte Antwort. Sie ist eine Frau, von der sich sagen lässt, sie könne gebrochene Flügel heilen. Mit magischen Bühnenbildern, in denen sie Verletzten zu neuen Kräften verhilft.
Die Jungen und Mädchen im Mandela-Krankenhaus wurden von Iannacone in ein Wunderland entführt. Der Schmerz: vom Lachen überwunden. Die Traurigkeit: in Fröhlichkeit verkehrt. Der Kampf: zum Frieden geworden.
Iannacone hat sich früh als „Übersetzerin“ empfunden. Als Stimme der durch Leid Verstummten. Der Opfer von Krieg und sexueller Gewalt. Sie hat Tod und Vergewaltigung aus unmittelbarer Nähe erlebt. Seither arbeitet sie an Traumabewältigung. Gegen Apathie. Gegen die Mitleids-Ermüdung. Und gegen das Gefühl von gemarterten Menschen, sie seien allein. Ihnen will sie Brücken bauen. Zu anderen. Und zu einem neuen Selbstwertgefühl.
Iannacone hat in Toronto und London studiert, hat über 75 Länder bereist, blickt auf große Ausstellungen und die Teilnahme an Festivals zurück.
So fasst Jurymitglied Peter-Matthias Gaede in seiner Laudatio die Preiswürdigkeit der Arbeit von Elisa L. Iannacone zusammen.
The Children’s Peace Image of the Year 2024
Das mit 1.000 Euro dotierte beste Friedensbild in der Kinder- und Jugendkategorie, „The Children’s Peace Image of the Year 2024“, gewann die 14-jährige Daria Heß aus Deutschland mit ihrem Bild „Happiness“.
Die Juror:innen aus 11 Ländern befanden: „Warum ist das Bild, dass wir hier auszeichnen, für die 14-jährige Daria Heß aus Hamburg ein Friedensbild? ‚Für mich bedeutet Frieden, glücklich sein zu können und einverstanden zu sein mit dem Leben – selbst wenn Du auch Sorgen und Ängste kennst. Frieden bedeutet die Kraft zu haben, sich mehr von den schönen Dingen als von den Schwierigkeiten leiten zu lassen.‘ Das hat Daria Heß unter ihr Foto geschrieben, das sie uns aus Hamburg sandte.
Und was sie meint, sehen wir auf diesem Foto visualisiert. Daria ist 15 Jahre alt und scheint eine Menge Interessen und Optionen zu haben. Wer ein bisschen googelt, findet ihren Namen auf Gewinner-Listen von Schulschach-Turnieren und Mathematik-Olympiaden ebenso wie auf Teilnehmer-Listen von Schwimm-Wettbewerben. Auf der Suche nach neuen Herausforderungen, wie Darias Vater sagt, ist Daria soeben für ein Jahr auf ein englisches Internat gewechselt.
Das Wort Glück hat Daria mit dem Wort Selbstbestimmung kombiniert. Und beide mit dem Wort Frieden.“
Darias Gesicht strahlte nicht nur der Auszeichnung wegen, sondern auch als sie aus den Händen von Johannes Dietrich, dem Geschäftsführer von Leica Österreich, eine Leica D-LUX 8 überreicht bekam, die „ihre kreativen Möglichkeiten inspirieren soll.“
Der Preis wurde von Harald Riener, Vorstandsdirektor der Vienna Insurance Group (VIG), übergeben, die seit vielen Jahren den Global Peace Photo Award als Hauptsponsor unterstützt: „Das Thema Frieden ist uns als internationale Versicherungsgruppe, die in 30 Ländern vertreten ist, zentrales Anliegen. Als Menschen wie als Unternehmen brauchen wir ein friedliches Umfeld, um uns entfalten zu können. Daher unterstützen wir als Vienna Insurance Group den Global Peace Photo Award seit der ersten Stunde. Das Kinder-Friedensbild fördern wir seit dessen Gründung und seit 2022 sind wir Hauptsponsor des gesamten Preises.“
Lois Lammerhuber, der gemeinsam mit seiner Frau Silvia Lammerhuber den Global Peace Photo Award initiiert und seit Anbeginn organisiert, erinnerte daran, dass „Frieden nicht die Abwesenheit von Krieg ist, sondern etwas, das ich als ‚Gelungenes Leben‘ bezeichnen möchte. Mit all ihrer kreativen und künstlerischen Leidenschaft formulieren die Fotograf:innen eine Ode an den Respekt vor der Zerbrechlichkeit unserer Welt. Sie beschwören die Beziehungen zwischen den Menschen und der Natur als eine Mission für ein verantwortungsvolles Leben. Mit ihren Talenten, ihrem Blick und ihren Visionen beschreiben sie jene gesellschaftlichen und ökologischen Herausforderungen, die uns nicht mehr loslassen dürfen. Sie fesseln den Blick mit Fotografien, die vom Auge direkt im Herzen Wurzeln schlagen, und uns ermutigen, sich gegen den Stillstand, die Gleichgültigkeit und den herrschenden Populismus zu wehren. Ein Appell an die Welt, der fest ins Herz unseres Awards eingeschrieben ist.“
UNICEF ist erstmals Partner des Global Peace Photo Awards.
Der Präsident von UNICEF Österreich Hubert Schultes: „Als UNICEF, der größten Kinderrechteorganisation weltweit, freuen wir uns besonders, dass der Global Peace Photo Award zwei zentrale Themen für jedes Kind und Kinderrechte aufgreift: Frieden und Partizipation, denn es gibt keine Kindheit ohne Frieden!
Wie sieht Frieden aus? Diese Fragestellung von jungen Menschen fotografisch beantwortet, trägt dazu bei, dass wir Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit geben, ihre Meinung zu äußern. Teilhabe ist ein weiteres zentrales Kinderrecht. Hören wir den Kindern und Jugendlichen zu! Kindheit braucht Frieden!“
Keynote von Rosa Logar (Auszug)
Die Keynote des Abends hielt Rosa Logar, Gründungsmitglied von WILPF- Women’s International League for Peace and Freedom Austria: „Warum wir den Frieden ins Bild rücken müssen – das ist der Titel meiner Rede. Wir müssen es tun, um dem Thema Frieden Raum zu geben und friedlichen Entwicklungen eine Chance. Denn, wie die österreichische Schriftstellerin Marlene Streeruwitz in ihrem Handbuch gegen den Krieg schreibt‚ ‘Von Frieden wissen wir nichts. Von Frieden erfahren wir nicht. Frieden lernen wir nicht. Krieg ist das einzig berichtete Ereignis in unserem Geschichtsverständnis‘.
Der Global Peace Photo Award ist ein Gegenpol zu der Dominanz des Kriegerischen. Leider befinden wir uns in einer Zeit der enormen militärischen Aufrüstung. Laut Statistik des schwedischen Forschungsinstituts SIPRI betrugen die weltweiten Militärausgaben im Jahr 2023 2,4 Billionen Dollar. Das sind 2443 Milliarden Dollar. Es ist schwer sich vorzustellen, wie viel Geld das ist, aber um ein Beispiel zu geben: Damit könnte die Arbeit der Vereinten Nationen ungefähr 670 Jahre lang finanziert werden. Oder die Arbeit der Frauenorganisation der Vereinten Nationen, UN Women, für 6700 Jahre. Dies sind unvorstellbare Summen von Geld, die uns fehlen, wenn es um die Bekämpfung von Hunger in der Welt geht, um die Sicherheit der Gesundheitsversorgung und Bildung und den Klimaschutz.
Nur Frieden ist leben. Sorgen wir gemeinsam weiter dafür, dass der Frieden ins Bild gerückt wird.
Die gesamte Keynote finden Sie im Presselink.
Die Alfred-Fried-Friedensmedaille 2024 und den mit Ꞓ 1.000 dotierten Preis erhielten:
Antonio Aragón Renuncio aus Spanien für „The Dancer“. Der spanische Fotograf Antonio Aragón Renuncio ist der Fotograf eines Glücksmomentes des kleinen Ivan, in dem sich ein persönlicher Sieg über das Schicksal ankündigt. Der Achtjährige strahlt in Vorfreude auf eine neue Prothese, die seinen Bewegungsapparat stabilisieren soll. Eine kleine Szene aus dem Don Orione Center in Bonoua, Elfenbeinküste. Hier werden Menschen mit physischen Handicaps operiert und medizinisch und psychologisch betreut.
Über das Don Orione Center schreibt Renuncio: Was die kleinen Patienten hier erfahren, werde ihnen ermöglichen „to leave the floor“, aufzustehen. Und das nicht nur physisch.
Maryam Saeedpoor aus dem Iran für „Women, Life, Freedom“. Der Hijab, das Kopftuch. Im Iran ist das Stück Stoff zu einem politischen Thema geworden. Steht für Kulturgeschichte, politischen Kampf, Unterdrückung oder, bei Verzicht, für Widerstand und Auflehnung.
Die Arbeit, die beim Global Peace Photo Award 2024 ausgezeichnet wurde, zeigt das Haar von Frauen. Und Verschleierung. Ein Versteckspiel, ein Aufbegehren, eine Ambivalenz. Vor dem Hintergrund berühmter Teppichkunst, gebrochen von Farben des Aufstands und der Renitenz. Mit den subtilen Mitteln, die sie hat, versucht Maryam Saeedpoor, an einem friedvolleren Leben und für die Anerkennung der vielen großartigen Frauen Irans zu arbeiten.
Danila Tkachenko, Russland für „Umkehrung – Inversion“. Eine heil anmutende Welt mit dem Krieg konfrontieren. Oder: Den Bewohnern europäischer Städte zeigen, weshalb so viele Flüchtlinge bei ihnen sind. Und wovor sie geflohen sind. Das will der in Russland geborene, im italienischen Exil lebende Fotograf Danila Tkachenko. Dafür hat er in Kooperation mit neun Fotojournalisten deren Bilder von zerstörten Gebäuden in der Ukraine zu großformatigen Erinnerungstafeln gemacht – und diese vor Touristen-Attraktionen in Westeuropa gestellt.
Jeweils davor: Flüchtlinge aus der Ukraine. Da stehen sie nun vor Bombenkratern, eingestürzten Wohnhäusern, den Trümmern von Kirchen und Schulen. Vor Bildern einer zerschossenen Heimat.
Sieht so Frieden aus? Nein, natürlich nicht. Es ließe sich deshalb fragen, warum Tkachenkos Arbeit ausgerechnet beim Global Peace Photo Award ausgezeichnet wurde. Die Antwort: Weil seine Bilder ein Schrei nach Frieden sind.
(Auszüge aus den Laudationes von Peter-Matthias Gaede)
Über den Global Peace Photo Award 2024
Zum Global Peace Photo Award 2024 wurden 21.220 Bilder aus 112 Ländern eingereicht. Die meisten Einreichungen kamen aus Indien, Deutschland, Russland, Iran und den USA. Juriert wurden die Einreichungen von einer hochkarätigen, internationalen Jury.
Der Global Peace Photo Award wird in Kooperation von Edition Lammerhuber, Photographischer Gesellschaft (PHG), UNESCO, Österreichischem Parlament, der Vereinigung der Parlamentsredakteurinnen und -redakteure, des Internationalen Press Institute (IPI), World Press Photo Foundation, POY LATAM, LensCulture, APA – Austria Presse Agentur, der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh), Unicef Austria und Vienna Insurance Group ausgelobt.
Siegerbilder, Laudationes, Keynote, Bilder der Veranstaltung Download hier
Pressekontakt:
Global Peace Photo Award
Lois Lammerhuber
Telefon: +4369913583989
E-Mail: lois.lammerhuber@friedaward.com
Website: https://globalpeacephotoaward.org